Kunst in der Landschaft
Gruppenausstellung
der Künstlerinitiative Open Art in Roveredo
Bereits
zum vierten Mal konnte diesen Samstag in Roveredo die Kunstausstellung
Open Art eröffnet werden. In der wunderbaren Landschaft ausserhalb
des Dorfes finden Kunst und Natur zu einer ungeahnten, sich gegenseitigen
steigernden Komposition und werden so für den Besucher zu einem
wunderbaren Erlebnis.
Das Gelände der Skulpturenausstellung Open
Art liegt etwas ausserhalb von Roveredo. Ein anreisender Besucher
bekommt beinahe das Gefühl, doch eine Abzweigung verpasst zu haben.
Sobald dieser aber das Gelände betritt, öffnet sich der weitläufige
Park von Open Art mit all seinen Schätzen. Der Künstler und Hauptinitiator
Luigi a Marca stellt seit 2000 das Land für die Skulpturenausstellung
zur Verfügung. Seit Beginn war es das Ziel der Initianten, jungen
Künstlern abseits von Galerien, Museen und Kunstmessen eine unabhängige
Plattform zu bieten.
Die Kraft der Vielfalt
Über vierzig Künstler beteiligten sich an der Ausstellung.
Das Spektrum ihrer Arbeiten reicht von figürlichen Skulpturen,
über Objekte, Installationen, Fotografie und Videos bis zu
Landart. Die Kunsthistorikerin Gabriela Blumer Kamp, welche an der
Eröffnung über die Werke gesprochen hatte, unterstreicht
als Qualität die Diversität der Arbeiten. Nebst bekannten
Knstlern wie Daniel Spörli sind viele junge oder noch wenig
bekannte Künstler zu entdecken.
Die Künstlerin Olivia, eine Mitbegründerin
von Open Art, errichtete bereits letztes Jahr zusammen mit Urban
Gwerder einen aus Ästen geflochten, weiss getünchten Cocon. Die
beiden Künstler schaffen einen wunderbaren Ort, welcher dem Besucher
auf einer innenliegenden Schaukel einen geschützten Platz bietet,
seine Blicke über das Land schweifen zu lassen.
In den Bereich der Landart stossen die konzentrierten,
installativen Arbeiten von Duosch Grass vor. Seine um einen Baum
gruppieren riesiügen Holzkugeln haben mittlerweile bereits Moos angesetzt
und sind beinahe zu Stein geworden. Auch seine Arbeit Sequenz, die
er aus verschiedenen Querschnitten einer Pappel geformt hat, bildet
auf eine ganz unprätentiöse Art in der Landschaft einen skulpturalen
Mäander. Durch die Verwitterung werden die Arbeiten von Grass zu
einem untrennbaren Teil einer vom Mensch mitgeformten Natur.
Eine der intensivsten Arbeiten ist die Untersuchung
der beiden Künstler Veronesi und Höpflinger über Schwester Albetinas
Hinterlassenschaft. Ihr Werk schafft in der Differenz zwischen körperlichem
Ausdruck von kleinen, fein gearbeiteten Figuren, Fotografien und
einer wörtlichen Beschreibung einer menschlichen Gefühlsregung ein
poetisches Assoziationsfeld, welches «die schöpferische Kraft der
Begegnung mit Menschen» voll auszuschöpfen vermag.
Im Gegensatz dazu lässt die Videoinstallation
von Marck.ch blumenartig Monitore aus dem Unterholz wachsen, welche
durch das sich laufend ändernde Farbspiel der Projektionsoberfläche
einen zauberhaften Ort zu schaffen vermag.
Kunst in der Idylle der Natur
Die Vielfalt der Arbeiten lässt den Besucher auf einer vergnüglichen
Entdeckungsreise durch den Park flanieren. Die meisten Kunstwerke
nehmen direkt Bezug auf ihren Standort oder sind gar vor Ort entstanden.
Für Gabriela Kamp ist der Ortsbezug, dass was Open Art von anderen,
vergleichbaren Ausstellungen unterscheidet. Sie meint weiter, dass
«Open Art die Naturidylle des Ausstellungsortes mit der Präsenz
von Kunstwerken zu einer wunderschönen Komposition» verbindet.
Die Initiatoren schaffen mittels ungezwungener
Experimentierfreude eine differenzierte Ausstellung, in der konventionelle
wie auch unerwartete Standpunkte sich ergänzen und in ihrer Wirkung
steigern.
Daniel
Walser
www.openart.ch |